Sie sind hier: Minoritätenparteien und -gruppen
Weiter zu: Wissenschaft
Allgemein: Impressum

Minoritätenparteien und -gruppen der VR China

In Gefolg- und Gegnerschaft der KP



八个民主党派

Partizipation ohne Opposition,
Opposition ohne Partizipation?
Die Kommunistische Partei Chinas ist mit über 90 Millionen Mitgliedern die dominierende politische Kraft der Volksrepublik China. Neben ihr existieren acht weitere Parteien, die von Kritikern als "Blumenvasenparteien" der KP-Herrschaft bezeichnet werden, weil ihnen nur eine unbedeutende Feigenblattfunktion nachgesagt wird.

Im Untergrund bzw. im Exil lehnen indessen oppositionelle Gruppen das politische System ab, ohne eine Teilhabe an der Macht zu genießen. Der Verfasser untersucht in diesem Werk die Rolle der KP-nahen "Acht demokratischen Parteien und Gruppen" wie auch der gegnerischen Organisationen.

Dieses Werk überrascht mit bisher unbekannten Details und arbeitet Fakten anhand von wichtigen Hintergrundinformationen auf. Es ist gewiss übersimplifizierend, den acht Vereinigungen in der Gefolgschaft der Kommunistischen Partei Chinas jegliche Macht abzusprechen. Dagegen sprechen einige Tatsachen:

Das Wachstum dieser Minoritätenparteien ist seit den 1980er Jahren augenfällig, obgleich ihre Gesamtzahl nicht mit der KP konkurrieren kann. Trotz ihrer Subordination gegenüber der KP besitzen sie organisatorisch eine begrenzte Autonomie. Zunächst war ihr Aktionsfeld auf beratende Funktionen in den Konsultativkonferenzen beschränkt, doch sind ihre Funktionsträger längst in den Volkskongressen, in der Exekutive und in der Justiz auf sämtlichen staatlichen Ebenen angekommen. Bei der Mandatierung für den Nationalen Volkskongress kommt es nach den vorliegenden Untersuchungen weder auf die Mitgliederstärke in absoluten Zahlen noch auf das prozentuale Verhältnis zur Bevölkerung der Verwaltungseinheiten auf Provinzebene, sondern auf der Befähigung charismatischer Kandidaten und der Mobilisierungsfähigkeit ihrer Parteien an. Hierfür spricht eine lebhafte Volatilität der Mandate innerhalb der Sitzungsperioden der Nationalen Volkskongresse. Es spricht vieles dafür, dass die Vertreter jener kleinen Parteien in Volkskongressen und Konsultativkonferenzen über politische Macht verfügen, die auf ihrer Vernetzung mit KP-Führern beruht. Offensichtlich wächst die Bedeutung der kleineren Parteien durch ihr Wachstum und ihre Sonderrolle aufgrund ihrer Funktionen im Staat, die einen Eintritt bei einem gesteigerten Partizipationsbedürfnis der Bevölkerung attraktiv macht. Damit sind die Verbände zwar Parteien im Sinne von Instrumenten, Macht auf der Basis gemeinsamer Interessen anzustreben, nicht aber Parteien im Sinne eines kompetitiven Kampfes um politische Macht. Dies wäre nur durch einen Paradigmenwechsel möglich.

Veränderte Rahmenbedingungen setzen nämlich zumindest

1) den Verzicht der KP auf ihre Führungsrolle,
2) die Emanzipation der Minoritätenparteien aus der Abhängigkeit von der KP und
3) den Wettbewerb unter den Parteien voraus.

Dieser Wandel ist kurz- und mittelfristig nicht zu erwarten. Vordergründig werden die stetig wachsenden kleineren Parteien die konkurrenzfreien Nutznießer der Situation sein. Die Dichotomie zwischen Partizipation ohne Opposition auf der einen Seite bzw. Opposition ohne Partizipation auf der anderen wird folglich fortbestehen.

Thomas Weyrauch: Minoritätenparteien und -gruppen der Volksrepublik China
346 Seiten mit 18 Farbbildern und 50 Tabellen
ISBN: 978-3-938946-30-5


Abstract

With over 90 million members, the Chinese Communist Party is the predominant political force in the People's Republic of China. In addition to it, there are eight other parties that critics call “flower vase parties” of the CCP regime because they are said to have only an insignificant fig leaf function. However, opposition groups in underground or exile reject the political system without a chance to enjoy a share in power. In this work, the author examines the role of the “eight democratic parties and groups” close to the Communist Party, as well as the opposing organizations.

This work surprises with previously unknown details and works up facts based on important background information. It is surely over-simplistic to deny political power of the eight associations obedient to the Chinese Communist Party's. Some facts speak against this:

The growth of these minority parties has been apparent since the 1980s, although their total number cannot compete with the CCP. Despite their subordination to the CCP, they have limited organizational autonomy. Initially, their field of action was limited to advisory functions in the Consultative Conferences, but their functionnaries have long since reached the People's Congresses, the executive and the judiciary at all levels of government. According to the available studies, the mandate for the National People's Congress does not depend on the number of members in absolute numbers or the percentage relationship to the population of the administrative units at provincial level, but on the ability of charismatic candidates and the ability of their parties to mobilize voting delegates. This is proved by the volatility of the mandates during the session of the National People's Congress. There is much to suggest that the representatives of those small parties in people's congresses and consultative conferences have political power based on their networking with CP leaders. Obviously, the importance of the smaller parties grows due to their increasing numbers and their special role due to their functions in the state, which makes membership attractive when the population wants to participate more in political power.

The eight tolerated associations are parties in the sense of instruments to strive for power on the basis of common interests, but not parties in the sense of a competitive struggle for political power.

This would only be possible through a paradigm shift.

Such a changed framework could include the following conditions:

1) the CCP renounces its leadership role,
2) the emancipation of the minority parties and groups from dependence on the CCP, and
3) competition among the parties.

This change is not expected in the short or medium term. However, the steadily growing smaller parties will be the unrivaled bene-ficiaries of the situation. Therefore the dichotomy between participation without opposition on the one hand and opposition without participation on the other will continue to exist.
Thomas Weyrauch: Minor Parties and Groups of the People´s Republic of China
346 pages
ISBN: 978-3-938946-30-5