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Zum Buch "Die Parteienlandschaft Ostasiens"

Weyrauch, Thomas, Die Parteienlandschaft Ostasiens – Geschichtliche Hintergründe, politische Zusammenhänge. Longtai, Heuchelheim 2018. 436 S.
Angezeigt von Gerhard Köbler.

Die Darstellung eines politischen Systems sollte in der Gegenwart stets auch das Parteienwesen einschließen. Allerdings fehlen in entsprechenden Arbeiten oft regionale und historische Bezüge. Ihre Beleuchtung auch in dem Kulturraum Ostasien ist deshalb zu einem bestmöglichen Verständnis sinnvoll, wenn nicht sogar unerlässlich.

Der Verfasser behandelt in seiner zusammenfassenden Untersuchung auf knappem Raum mehr als 1100 Parteien Japans, Chinas, der Mongolei, Koreas und Vietnams auf einer Landfläche von rund 12 Millionen Quadratkilometern mit gegenwärtig etwa 1,7 Milliarden Bewohnern einschließlich der Verschiedenheit der Entitäten, Systeme und Epochen. Dabei vermag er zu zeigen, dass innerhalb ihrer Gesellschaften sich ab 1874 einzelne Menschen durch Parteien (z. B. in Japan innerhalb der liberalen Aikoku Kōtō, Öffentliche Partei der Patrioten) artikulieren konnten. Der Pluralismus der Parteien wird in diesem Zusammenhang sowohl programmatisch wie auch an Hand parteitypischer Umstände sichtbar gemacht.

Einige jener Parteien überstanden vielfältige Belastungen und Zerreißproben. Jahrzehntelang wurden sie so zum Spiegel ihrer Kulturen und prägten zugleich die jeweiligen Gesellschaften und Staaten, wie der Verfasser etwa an Japans Liberaldemokratischer Partei, Chinas Nationalpartei, Taiwans Demokratischer Fortschrittspartei und Chinas Kommunistischer Partei darlegen kann. Neben der Zielsetzung und der Rolle in der Gesellschaft werden in der umfangreiche Vorstudien zusammenfassenden Arbeit jeweils auch die inneren Strukturen der Parteien sowie Rechte und Pflichten der Mitglieder beleuchtet, so dass jeder Interessent für die Parteien Ostasiens wertvolle Information erhalten kann.

Innsbruck Gerhard Köbler
Prof. Dr. Gerhard Köbler (Universität Innsbruck), Zeitschrift Integrativer Europäischer Rechtsgeschichte", Bd. 8 (2018), http://www.koeblergerhard.de/ZIER-HP/ZIER-HP-08-2018-Inhaltsverzeichnis.htm


Thomas Weyrauch: Die Parteienlandschaft Ostasiens. Geschichtliche Hintergründe, politische Zusammenhänge, 2. Auflage, Longtai Verlag, Heuchelheim 2018, 547 S. Angezeigt von Prof. Dr. Dr. Harro von Senger

Über 1.100 Parteien in Japan, in der Republik China, in der Volksrepublik China,in Hongkong, Macau und Tibet, in der mongolischen Volksrepublik,im Mongolischen Staat, in der Republik Korea, in der Demokratischen Volksrepublik Korea und in Vietnam aus der Zeitspanne von 1874, im Falle von Tibet ab 1912, bis in die Gegenwart hat der Verfasser in seinem Werk erfasst– eine fürwahr herkulische Leistung. Die Auswahl der berücksichtigten ostasiatischen Länder ergibt aus der vom Verfasser vertretenen «klassischen Definition» Ostasiens, welche auf die kulturelle Nähe der Länder im Umfeld des «Reiches der Mitte» zueinander, wie auch ihre geographischen und geschichtlichen Gemeinsamkeiten» abstellt. In dem ins Auge gefassten Raum leben auf rund 12 Millionen Quadratkilometern 1.700 Millionen Menschen.

Bei der Lektüre des wertvollen Buches, in dem die Parteinamen stets auch in Originalschrift (etwa Chinesisch, Koreanisch oder Japanisch) wiedergegebenwerden, stösst man immer wieder auf Stellen, die zum Nachdenken anregen. Wenn zum Beispiel gesagt wird, «Tibet […] bot durch […] die Sprache […] einen Kontrast zu den Nachbarregionen», so fragt man sich angesichts der oft geäusserten These, das Chinesisch sei eine sino-tibetische Sprache, worin in sprachlicher Hinsicht der «Kontrast» zu China besteht und ob nicht Gemeinsamkeiten überwiegen. Immer wieder freut man sich über glänzende Formulierungen (…) Sachkundig erläutert der Verfasser die Entwicklung des heute für «Partei» benutzten chinesischen Wortes seit ältesten Zeiten, ausgehend von einem anfänglich keineswegs positiv konnotierten Terminus. Parteien müssen freilich nicht zwangsläufig als solche bezeichnet werden, um doch alle erforderlichen Charakteristiken zu besitzen. Als charakteristisch für politische Parteien erachtet der Verfasser in Übereinstimmend mit Richard Stöss, dass sie organisatorische Zusammenschlüsse von sozial und/oder interessenmässig und/oder durch gemeinsame politische Ziele verbundenen Teilen des Volkes (auf der Grundlage eines Programms) bilden und danach streben, die Ausübung von staatlicher Macht bzw. ökonomischer und ausserökonomischer Herrschaft in ihrem Sinne zu gestalten. (…) Thomas Weyrauch hat allen, die sich näher mit der Politik Ostasiens befassen, ein unschätzbares, unverzichtbares Nachschlagewerk geschenkt, das sicher weite Verbreitung erfahren wird.

Prof. Dr. Dr. Harro von Senger, Mitteilungen der Deutschen China-Gesellschaft 2019, S. 67 f.